ÖNORM EN ISO 7539-9 behandelt Verfahren für die Gestaltung, Vorbereitung und Anwendung von angerissenen Proben zur Untersuchung der Beständigkeit von Metallen gegen Spannungsrisskorrosion mit
Hilfe von Prüfungen, die mit zunehmender Kraft oder zunehmender Verformung durchgeführt werden. In dieser Norm werden mit der Benennung 'Metall' auch Legierungen erfasst. Für die Bewertung dünner Produkte, z. B. Feinbleche oder Drähte, sind angerissene Proben nicht geeignet, weil die Notwendigkeit besteht, die Plastizität auf die Rissspitze zu beschränken; sie werden im Allgemeinen zur Bewertung dickerer Produkte angewendet, zu denen Grobbleche, Stangen und Schmiedestücke gehören. Sie können auch zur Bewertung von Schweißverbindungen angewendet werden. Zur quantitativen Beanspruchung der angerissenen Proben darf eine Prüfeinrichtung angewendet werden, die an den Kraftangriffspunkten eine monoton zunehmende Kraft oder Verformung aufbringt. Ein besonderer Vorteil angerissener Proben mit bekannter Geometrie, die bekannten Spannungen ausgesetzt werden, ist die Möglichkeit zur Ermittlung von Daten zur Abschätzung kritischer Fehlergrößen, bei deren Überschreitung das Auftreten von Spannungsrissen möglich ist. Mit Hilfe von angerissenen Proben ist es ferner möglich, die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Spannungskorrosionsrissen zu bestimmen. Der wichtigste Vorteil dieser Prüfung ist, dass der potenzielle Einfluss einer dynamischen Verformung auf den Grenzwert zur Auslösung von durch Spannungskorrosion erzeugten Rissen berücksichtigt wird. Nach diesem Verfahren können bei einer ausreichend niedrigen Beanspruchungsgeschwindigkeit kleinere oder gleich große KISSC-Werte rascher ermittelt werden als nach dem Verfahren mit konstanter Kraft oder Verformung.